Notizie dal Museo di Schaffhausen
August Weckesser |
65 Brand im Sabinergebirge (Camerata). 1862 Öl auf Leinwand. 141 x 207 cm |
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Vor der imposanten Szenerie einer auf einem Felsrücken gelegenen, in Flammen stehenden Stadt ergiesst sich im Morgenlicht ein Strom fliehender Menschen und Tiere auf den Betrachter zu. Zwei Dutzend Personen, zum grösseren Teil Frauen und Kinder, erscheinen auf dem Vorplatz einer Kapelle, der links von einem mächtigen Kreuz, rechts vom Portikus des Gotteshauses begrenzt wird. Hinter der lockeren Vorhut von fünf Tieren - drei Schafe, ein Lamm und ein sich umwendender Hund - folgt die breite Front der Menschen, die sich kompositorisch klar in einzelne Gruppen gliedert. Im Zentrum stützt ein junger, bärtiger Mann mit Filzhut eine an Stöcken gehende Greisin. Neben ihr schreitet eine junge Frau mit Kleinkind im Arm energisch voran. Zusammen mit dem halbwüchsigen Mädchen an ihrer Seite verkörpern diese Personen wohl die drei Generationen einer Familie. Links von dieser Gruppe geht ein schwer beladener Esel, auf dessen Packung ein Mädchen mit einem Säugling reitet. Ihm folgt eine Frau, die auf dem Kopf eine mit Hausrat gefüllte Wiege trägt Zwei weitere Frauen mit Lasten auf dem Haupt wenden sich um und blicken zur lodernden Stadt. Hinter ihnen rücken weitere Gestalten nach, die allerdings weniger scharf gezeichnet sind. Neben der verhaltenen Dramatik dieser vorwärtsstrebenden Mittelgruppe ereignen sich zu beiden Seiten Szenen, m denen der erleötc Schrecken ungehemmten Ausdruck findet. Links strecken zwei Frauen mit wehendem Kopftuch und Haar ein Wickelkind mit beschwörender Gebärde dem Kreuz zu; eine dritte lehnt sich kniend an den Kreuzesstamm. Otto Waser deutet den Vorgang als Dank für die Wiederfindung des verlorengeglaubten Kindes.
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Am rechten Bildrand hat sich eine Frau vor dem seitlichen Zugang zum Portikus niedergelassen, während ihr Kind auf dem Boden liegend sein Gesicht in einer mitgeführten Bettdecke verbirgt Wild gestikulierend wirft die Frau ihre Arme empor Ein Priester fasst sie am Handgelenk und versucht, unterstutzt von einem zweiten Mann, sie mit argumentierender Geste zu beruhigen Ikonographisch entspricht es einem in der Kunst des 19. Jahrhunderts verbreiteten Typus mit Motiven der Flucht, der Ruhelosigkeit und des Ausgesetztseins. Über die Entstehungsumstände des Bildes sind wir gut unterrichtet.' 1858 war Weckesser nach Rom übersiedelt. Unter der Führung von Ernst Stückelberg lernte er bald das Sabinergebirge kennen. Noch während Stuckelberg an seinem Mariemag im Sabinergebirge arbeitete, begann sich auch Weckesser mit Studien für ähnlich angelegte Genregemälde zu beschäftigen. Das Bild vom Brand im Sabinergebirge2 war am 16. Mai 1862 vollendet und wurde a.. Turnus-Ausstellung 1863 von der Jury mit einem bundesrätlichen Beitrag von 6'000 Franken als Verlosungsbild angekauft. Das Los fiel den Schaffhausern zu, die dem Künstler 500 Franken nachzahlten und das Werk im Imthurneum* ausstellten.5 |